Drei Fragen an.... feministische Digitalpolitik

"Wir brauchen kein schnelles Internet, wenn die Welt brennt": Elisa Lindiger über Feminismus, Digitalisierung und die Zukunft der Erde

Drei Fragen an.... feministische Digitalpolitik
Elisa Lindiger setzt sich für feministische Digitalpolitk ein. Aber was soll das überhaupt heißen? Bild: Lea Wollersheim

Elisa Lindiger ist Aktivistin für feministische Digitalisierungspolitik. Sie hat bei der Auftaktveranstaltung der Bits & Bäume gesprochen und war Samstag Panel-Mitglied im polit-strategischen Workshop zur Zukunft der Zivilgesellschaft im digitalen Zeitalter. In diesem Interview erklärt sie, worum es bei feministischer Digitalpolitik geht.

Was ist feministische Digitalpolitk im Unterschied zu bisheriger Digitalpolitk? Feministische Digitalpolitik ist momentan wirklich ein Buzz-Word, und wir versuchen es zu füllen. Für uns heißt feministische Digitalpolitik, dass über die Technologie hinaus gedacht wird, wir nehmen sie nicht als Selbstzweck. Sie versucht, über eine reine Regulierung oder Förderungen in einem technischen Rahmen hinauszugehen.  

Stattdessen versucht feministische Digitalpolitik, Digitalisierung und digitale Technologien als Mittel für eine bessere Zukunft zu nutzen. Das heißt zum Beispiel, dass sich diese Digitalpolitik für mehr Transparenz, für mehr Beteiligung und für den Abbau von Chancen-Ungerechtigkeiten einsetzt. Danach richtet sie sich aus, das sind ihre Prioritäten.

Was haben Digitalisierung und Nachhaltigkeit gemeinsam?
Die müssen natürlich zusammen gedacht werden. Denn wir sehen jetzt schon, dass Software oder Rechenzentren, aber auch die Beschaffung von Hardware und seltenen Erden, der Transport und das Fehlen von Recycling einen massiven Einfluss auf Nachhaltigkeitsfragen hat. Und keinen guten, leider.

Das heißt, wir müssen das zusammen denken, und das ist ja der Ansatz einer intersektional feministischen Sichtweise. Wir wollen nicht im Digitalisierungs-Silo stecken bleiben, sondern Nachhaltigkeitsaspekte mit einzubeziehen und auch zu einer Priorität machen. Wir brauchen kein schnelles Internet, wenn die Welt brennt.

Welche Rolle spielt dabei die "Bits & Bäume"?
Ich würde mich freuen, die Debatte hier mit den Leuten auf der Bits & Bäume weiterzuführen. Wir brauchen Menschen, die sich in Klima- und Nachhaltigkeitsbereich gut auskennen. Denn wir haben dieses Wissen nicht. Wir brauchen dringend mehr Leute, die sich zusammen tun, ihre Köpfe zusammenstecken, unterschiedliche Expertisen, damit wir auch tatsächlich politisch wirksam werden können.

Lies auch die "drei Fragen an"... Digitalpolitikerin Anke Domscheit-Berg, Samenretter Erik Albers, CCC-Sprecherin Constanze Kurz und Piratenpartei-Chefin Anne Herpertz.