Befreites Saatgut
Pflanzen gehören der Erde? Das ist schon länger kein Mainstream mehr. Deshalb ist es heute ein politischer Akt, fruchtbare Samen zu züchten
Offene Lizenzen gibt es nicht nur für Software und geistige Schöpfungen, sondern auch für Saatgut. Am Stand der "Open Source Gardens" (https://opensourcegardens.info/) im B & B-Forum informieren Mitglieder der Initiative über ihre Projekte: Gemeinschaftsgärten, offenes Saatgut, die Sicherung und Vermitteln von freiem Wissen für den Anbau und die Kultivierung der Pflanzen.
Einige der freien Samen gibt es am Infostand in handlichen Päckchen zum Mitnehmen, etwa für Chilis, Tomaten, violettfarbenen Brokkoli, Mais und Paprika. Wer kein Saatgut mehr ergattern kann, findet kann es auf der Seite der Initiative bestellen.
Gegen die Macht der Saatgut-Konzerne
Die Motivation für ihre Arbeit beschreiben die Saatgut-Rebellen so: die "Open Source Saatgut Gemeinschaft" möchte das Erbgut der Plfanzen wieder zum Gemeingut für alle machen und es rechtlich vor Patenten und anderen Formen der Privatisierung schützen.
Denn heute wird der Großteil der Pflanzen, die landwirtschaftlich angebaut werden, nicht von Bäuserinnen und Bauern vermehrt, sondern von Großkonzernen wie "Monsanto" und "Bayer", die so genannte Hybrid-Pflanzen züchten. Diese sind nur eine Generation lang fruchtbar, können (und dürfen) also nicht selbständig vermehrt werden. Viele der Pflanzen sind außerdem gentechnisch so verändert, dass für ihre Aufzucht Pestizide, Herbizide und Kunstdünger von diesen Konzernen verwendet werden muss. So wird eine strukturelle Abhängigkeit erzeugt, weil Landwirt*innen Saatgut. Pflanzenschutz und Dünger jedes Jahr dort kaufen müssen. Gleichzeitig verringert die Fokussierung der Konzerne auf wenige, genmanipulierte Sorten die Biodiversität der Pflanzen.
Community für Biodiversität und Unabhängigkeit
Open Source Saatgut dagegen erlaubt es jedem Menschen, Pflanzen frei zu kultivieren und daraus entstehendes Saatgut an andere weiterzugeben. Neu entstandenes Saatgut steht unter der gleichen Lizenz und darf dadurch nicht durch Konzerne vermarktet werden.
Das Saatgut dient zusätzlich dem Erhalt der Biodiversität und unterstützt die Unabhängigkeit der Landwirtinnen und Landwirten von großen Konzernen wie zum beispiel Monsanto.
Treffe andere Open Source Gärtner*innen auf der Homepage des Vereins, auf Mastodon oder tausche dich in der Community mit ihnen aus.
Mehr zum Thema freies Saatgut in unseren "Drei Fragen an Erik Albers".